Ich liebe, was ich tue, und ich tue, was ich liebe. Das war eigentlich schon immer so. Was ich nicht mag, gelingt mir nicht so wirklich oder zumindest nicht so gut und das hat sich auch schon sehr früh in Form von Schulnoten also dann natürlich nicht so guten geäußert und zeigt sich auch heute noch in fleißiger Aufschieberitis und schlampiger Vorgehensweise, wenn mir etwas keine Freude bereitet.
Ganz anders ist das ja bei den Dingen und Unternehmungen, die mir Spaß machen: Das kann ich dann stundenlang gefühlt ohne mich wirklich anzustrengen. Ok, dazwischen gibt es auch noch alltägliche Normalzustände, wie das eben so ist.
Nun hatte ich aber auch schon immer die sagen wir Tendenz, zu viel des Guten zu machen. Das macht dann erst Spaß, beflügelt mich, let it flow und so und dann kommt der Haken es braucht ja irgendwie alles immer seine Zeit beziehungsweise meine Zeit. Vielleicht kennt das ja jemand. Egal was ich anstelle, es war schon immer einfach zu wenig davon vorhanden in meinem Leben.
Neulich habe ich ein Kinderfoto von mir gesehen: Bereits darauf trage ich meine Armbanduhr umgedreht, damit ich die Zeiger nicht ständig die Zeit pulverisieren sehe. Ganz ohne ist aber auch wieder schwierig, also ganz ohne Armbanduhr meine ich jetzt, das habe ich schon probiert. Wenn dann zum Beispiel die Batterie in der Reithallenuhr mal wieder leer ist und ich zunehmend auf mein Handy schauen muss, um pünktlich zu starten und zu enden und die Trainingszeit dazwischen sinnvoll und effizient einzuteilen, ist das schön blöd. Ebenso auf der Yogamatte. Und im Coaching sowieso. Und die Menschen verlassen sich ja auch einfach mal auf mein Zeitmanagement.
Ja und da habe ich mich gefragt, was das eigentlich soll. Also warum ich mir diesen unnötigen Zeitstress da scheinbar ständig und immer wieder selbst mache. Auf der Suche nach der Wurzel des Übels bin ich doch allen Ernstes auf ein irgendwie schon immer vorhandenes Grundgefühl in meinem Leben gestoßen: Die Angst, es könne nicht reichen. Bähm: Ich lebe im Mangel. Ich, die sich doch eigentlich glücklich fühlt, die zufrieden ist, meistens zumindest, mit dem, was sie da so bisher erreicht hat. Ich, die glaubt, ihr Leben zu meistern, die sich anmaßt andere zu beraten und zu begleiten, die sich berufen fühlt über Fülle und so zu plaudern. Auweia! Ich war ganz schön empört. Und lag da ganz plötzlich ganz schön im Dreck.
Und genau da suhlte es sich auch, mein Dilemma, ganz kuschelig und schön nah bei mir: Ich lebe im chronischen Zeitmangel. Wenn etwas chronisch ist, ist es ja bekanntlich schon ganz schön lange am Start. Oha.
Wahrscheinlich geerbt und übernommen von Generationen und Ahnen von anno dazu mal und ich fragte mich, während ich so mein Popcorn aß, was denn jetzt bitte zu tun sei, das war ja dann doch ein ganz schön fetter Erbschaftsbrocken, den ich da vermacht bekommen habe.
Ich hab’s getan. Ich habe ihn gesprengt, den Brocken. Ich nehme mir jetzt Zeit. Denn die hat man nicht, die ist da. Nicht linear, wie unser Gehirn das ja so glaubt, weil die Uhren es unserem Auge so anzeigen überall auf der Welt. Früher konnte man sogar anrufen, dann hat die Stimme die Zeit durch den Hörer gesagt, mit dem nächsten Ton. Das war immer lustig.
Zeit ist immer da: Vor uns, während uns und vermutlich auch noch nach uns. Allein was wir damit machen, ist entscheidend.