andreas in der bucht
26. August 2023

55: Die Vermissung

Zu der Zeit, als ich auf das katholische Mädchengymnasium ging und meine Schulstunden auch damit verbrachte, Muster und Sprüche auf meine Hefte zu malen und zu schreiben, fand ich den hier richtig gut: Als Du gingst gabst Du mir eine Rose und sagtest: „Wenn diese Rose verblüht ist, komme ich wieder.“ Ja scheiße, die Rose war aus Plastik.

Er ist weg. Seit 14Tagen. Er kommt wieder. Hat er gesagt. Und mir keine Plastikrose gegeben. Er ist auch keine Zigaretten holen, er raucht nämlich nicht. Also habe ich vollstes Vertrauen in seine Worte. Habe ich sowieso, er macht nämlich, was er sagt. Meistens sagt er gar nicht so viel. Dafür macht er mehr. Das ist ganz schön gut.

Das habe ich ja auch schon anders erlebt. Mein Hund war weg und kam nicht wieder. Meine Hündin war weg und kam nicht wieder. Freunde sind nicht wieder gekommen, weil sie einfach mal gestorben sind. Und mein Vater war ja dann auch einfach mal weg. Also eigentlich ist er zwar noch da aber ist es ja eben auch nicht. Also ist er schlussendlich auch weg. Obwohl er in mein Poesiealbum geschrieben hat: „Ich bin immer für Dich da.“ Worte halt.

Als er abreiste, der beste Mann der Welt, da habe ich das ganz schön dolle gespürt: Das mit den Abschieden ist echt nicht mein Ding. Frau weiß ja nie, für wie lange das dann wirklich ist.

Die Vermissung, die ich da jetzt gerade erlebe, weil der beste Mann der Welt mit Sohn eins und Sohn zwei Papa – Söhne – Urlaub macht und ich zuhause bin ist furchtbar schön. Jetzt mal abgesehen davon, dass ich mir meinen Kaffee selbst ans Bett bringen muss, wofür ich ja auch erst Mal aufstehen muss, was gar nicht so einfach ist, weil ich nämlich eigentlich wirklich keine Frühaufsteherin bin und wenn der beste Mann der Welt morgens gut gelaunt aus dem Bett hüpft, wie auch immer er das macht, dann fällt es mir wesentlich leichter. Naja, und dann ist ja auch abends oft das Essen schon fertig, wenn ich busy Weib mal wieder ganz schön spät nach Hause komme und vor Hunger fast sterbe und die Wäsche ist auch schon fertig und überhaupt ist es schön, wenn ich gefragt werde, wie mein Tag war. Ich bin ganz schön verwöhnt mittlerweile, verrückt, wer hätte das mal gedacht, ich jedenfalls nicht.

Ja und dann waren die ersten Tage alleine so quer in unserem XL – Bett ja ganz locker gar kein Problem. So viel Platz, wie schön! Ich habe ja schließlich einige Zeit alleine gelebt und das war nicht die schlechteste Zeit meines Lebens, das kann ich richtig gut.

Aber mittlerweile habe ich ernsthafte Mangelerscheinungen: Lost in space quasi. Technik ist heute ja was ganz Feines. Da können wir uns auch in der Ferne auf Distanz super austauschen und auch alle drei Männer gleichzeitig auf dem Bildschirm sind durchaus unterhaltsam. Nur umarmt das Display mich nicht. Die Oxytocinausschüttung hält sich auch dann in Grenzen, wenn ich mit meinem Finger über ein Displaygesicht streiche. Im Gegenteil: Die Vermissung wird größer.

Nicht, dass ich nicht schon vorher gewusst hätte, dass eine so lange Zeit getrennt sein doof ist. Es läuft alles, die Männer am Strand, ich Zuhause, das Centrum läuft, wir laufen auch in der Ferne super gemeinsam, also läuft bei uns. Aber damit es fließt ist persönliche Anwesenheit miteinander gemeinsam einfach unübertroffen. Denn das Spüren geht so viel besser, wenn auch der physische Körper im Einsatz ist. Und das jetzt wirklich nicht nur beim Sex.

Wenn Du jemanden liebst, lass ihn frei. Kommt er zu Dir zurück, gehört er für immer zu Dir. Stand auch auf einem meiner Ordner. Ich fahre jetzt zum Flughafen.

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