Rübi Zunge
1. Januar 2023

24: Warum eigentlich nicht

Ich habe es ja schon das ein oder andere Mal erlebt, dass ich mich getäuscht habe. In Situationen und Angelegenheiten, in Menschen und auch in Tieren. Es war dann doch ganz anders als ursprünglich angenommen. Oder geplant. Oder gewollt. Manchmal ist das so gar nicht witzig, aber davon soll hier heute mal keine Rede sein. Im Gegenteil: Die lustigste Täuschung, die ich je erlebt habe, fand 2019 statt.

Am 03.Mai kam nämlich Polly auf die Welt. Sie war so süß! Ich habe ihr die Eihaut von der Nase gezogen, damit sie atmen kann und ihren ersten Atemzug gespürt. SEUFZ! Bei ihrem ersten Aufstehen konnte ich sehr leider nicht helfen, da ich frisch operiert und auf Krücken unterwegs war, einfach zu gefährlich für mich. Im Krankenhaus hatte ich zuvor ziemlich Druck gemacht, dass ich nach Hause müsste, weil ich mein Fohlen erwarte.

Um die Mittagszeit war es so weit: Die Fruchtblase platzte und wir schafften es, die Mama noch in den Laufstall zu bringen; dort ging es dann auch gleich los und kurz darauf war Polly geboren.

Als Pferdewirtin Zucht und Haltung war ich ja bei so einigen Fohlengeburten dabei. So ein eigenes Baby aus der der eigenen Stute fühlte sich aber echt noch mal ganz anders an. Viel aufregender, viel persönlicher. Und so viel schöner: Mein Fohlen. Hach!

Es dauerte dann ganz schön lange, bis das süße Fohlen dann auch endlich aufstand und sie ihre ersten Schritte probierte. Noch unsicher taperte sie zum Euter ihrer Mama und noch länger dauerte es, bis sie verstand, wie das mit dem Trinken funktionierte. Die Tierärztin fand das sehr untypisch für ein Stutfohlen, aber nun gut, wir dachten uns nichts weiter dabei. Ich war froh, dass Mama und Baby die Geburt so gut gemeistert hatten und es keine Komplikationen gab. Und ich war so dankbar, dass es mitten am Tag stattgefunden hatte und wunderbar helfende Hände zur Stelle waren. Ich allein hätte zu dem Zeitpunkt ziemlich wenig ausrichten können. Einfach alles gut.

Zwei Tage später ließ ich die beiden dann das erste Mal auf die Wiese. Ich stand da so mit meinen Krücken und war glücklich und selig und stolz und hatte mich auch damit arrangiert, dass eine braune Mama und ein brauner Papa ein Fuchsfohlen mit weißer Blesse produziert hatten. Mendel`sche Vererbungslehre und so: Warum?? Ja, ich weiß, ein gutes Pferd hat keine Farbe. Und sie war soooo süüüüüß, meine kleine Polly!

Und diese süße kleine Polly stellte sich dann da so vor mich hin, die Beine gefühlt demonstrativ sägebockartig seeehr weit auseinander und pinkelte. Häh?! Bitte was ist das da jetzt gerade genau?? Mein Gehirn war sowieso voller Schmerzmittel und ziemlich unnormal zu dieser Zeit, aber das hier ging wirklich nicht. Jedenfalls nicht in meinem Kopf. Irgendetwas stimmte nicht. Mit dem Bild da vor mir. Es fühlte sich an, als wenn zwei Realitäten gleichzeitig existierten und wie Kometen aufeinanderprallten, total schräg. Bitte was hängt da zwischen den Beinen von Polly? Und wieso pinkelt sie so seltsam? Polly?

Totalausfall in meinem Gehirn, ERROR, piiiiiep: Polly ist ein Hengst. Und keiner hats bemerkt. Nee, ne? Der Rübi war schon immer ein bisschen anders. Mannmannmann.

Ich wünsche Dir ein frohes, neues Jahr! Und glaub nicht immer, was Du denkst. Oder glaubst zu sehen. Manchmal ist es ganz anders. Und trotzdem so verdammt gut.

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