chaos6
5. November 2022

16: Unperfekt

2003 Ich stehe auf einem matschigen Reitplatz. Teilweise haben sich Huckel gebildet, dort, wo der Boden bereits anfängt zu frieren. Es ist dunkel. Es ist Abend. Es ist kalt. Zum Glück gibt es Licht. Die Pferde haben dickes Winterfell. Schnell reiten geht wegen des teilweise gefrorenen Bodens eh nicht, es besteht somit keine Gefahr, dass die Pferde sich erkälten, wenn sie schwitzen. Meine Füße sind Eisklötze, meine Hände nicht mehr wirklich spürbar. Meine Stimme funktioniert. Alle sind am Ende des Trainings zufrieden. Und kommen wieder. Noch viele Jahre.

Eine Freundin hat mal eine Sylvesterparty ausgerichtet. Bei den Vorbereitungen habe ich ihr geholfen. Und hatte viele Fragezeichen. Es fehlte dies, das war nicht so toll, viele Lücken, der Raum naja. Und dann wurde es dunkel, das grelle, kalte Licht des Raumes wurde zum bunten tanzenden Partylicht, alle Lücken und Mängel waren plötzlich verschwunden oder einfach nicht mehr sichtbar. Die Leute füllten den Raum und es war großartig, eine tolle Party zum Jahreswechsel. Unvergessen. Forever.

Steve Jobs hat ja das erste iphone präsentiert, ohne verlässlich zu wissen, dass es funktioniert. Ist gut gegangen. Der Rest ist Geschichte.

Ich kenne eine Reitanlage, da habe ich ernsthaft überlegt, ob ich mir die Schuhe ausziehe, wenn ich auf die Toilette gehe. Die Stalltoilette hat gefühltgeschätzt mit ihrer Einrichtung so viel gekostet wie ein Teil meines Hauses. Und hatte den Charakter eines 5 – Sterne – Hotels, hui!

Mein neues perfekt ist ja seit einigen Jahren unperfekt. Also unperfekt sein fühlt sich perfekt an, so meine ich das. Das ist so entspannend. Und immer, wenn ich in meinem Alltag auf die Idee komme, etwas besser, höher weiter machen zu wollen oder meine perfekt machen zu müssen, oder meine Kundentoilette doof finde und sie endlich reparieren und renovieren will und an die 5 Sterne – Stalltoilette der ZauberReitanlage denke, dann fällt mir ein, dass meine Kunden auch 2003 bereits im Dunkeln, im Kalten, im Nassen, manchmal ernsthaft bei Schneegewehe mit mir trainiert haben. Und immer wieder gekommen sind. Schlechter bin ich seitdem ja jetzt bestimmt nicht geworden. Und eine eigene Reithalle mit Couch habe ich ja jetzt auch. Neulich hat jemand erwähnt, dass unsere Stalltoilette immer so sauber sei. Alles eine Frage der Perspektive. Ha.

 Ich habe in den Anfängen des Centrums 2019 Coaching im ehemaligen Kinderzimmer des Hauses gemacht, weil ja der Umbau noch nicht fertig war. Das hat so manche Kundin und manchen Kunden tatsächlich inspiriert, sich mit dem eigenen inneren Kind zu beschäftigen: Das Bild an der ehemaligen Kinderzimmerwand war einfach wunderwunderschön und ja eigentlich für Kinder gemalt.

Auch spannend sind die Coachingtermine, die irgendwo auf dem Weg in einem Café stattfinden, weil es in der Mitte liegt und ein anderer Termin nicht zu finden war. Oder spontan am Telefon, weil etwas dazwischengekommen ist, was eine Anreise von irgendwoher zu mir ins Centrum verhindert. Oder als Spaziergang an einem Stall, in dem ich gerade zum Training bin, weil es gerade so in den Zeitplan passt und sonst nicht, es ginge erst wieder in 4 Wochen, es lebe mein voller Terminkalender, aber das ist dann zu spät für den Coachee und das Thema, das braucht vorher Aufmerksamkeit. Irgendwas geht immer.

Neulich haben wir ein Fotoshooting mit meinen Pferden und Ponies und Hund und Mann gemacht. Letzterer war dabei der Geduldigste. Die anderen haben entweder gezickt, geätzt, geärgert oder einfach gefressen. Mit vier Pferden und Ponies mit eigener Meinung und Selbstbewusstsein nebeneinander wird es nicht langweilig. Dem Fotografen passte dann das mit dem Licht nicht so immer, Sonne und Schatten und so und überhaupt haben wir ziemlich viele Durchgänge gemacht. Es gibt kein Bild, keins, wo alles stimmt. Wenn das Licht und das Setting passen und der Mann und ich quasi optimal im Bild sind legt mindestens ein Pferd die Ohren an. Oder der Hund guckt weg. Oder so. Aber eins haben alle Bilder: Ganz viel Glück, auf zwei und auf vier Beinen und alle miteinander. Mit perfekter Aussicht im Hintergrund im Sonnenuntergang. Unperfekt ist einfach perfekt. Und so viel stressfreier. Und so flexibler. Und auf alle Fälle lustiger. Und niemals, wirklich niemals langweilig.

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